Bolzen, kicken, flanken – Fußball ist nach wie vor der beliebteste Freizeitsport der Deutschen. Zumindest bei den Männern. Doch spätestens nach dem WM-Auftritt im Sommer dieses Jahres bekommt der Damenfußball eine Lobby und wird – langsam – gesellschaftsfähig. Komisch angeschaut wird Christina Lorenzen, 19, von der Insel Föhr aber immer noch, wenn sie von ihrem Hobby berichtet. Die Auszubildende zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit bei der Föhr Tourismus GmbH steht zwei Abende die Woche auf dem Fußballplatz. Neben der Fußballleidenschaft frönt sie noch einer weiteren – ungewöhnlichen – Freizeitbeschäftigung: dem Playback-Musical.

azubi-sh.de: Wann hast du mit dem Fußballspielen angefangen?
Christina Lorenzen:
Ich habe zwei Jahre lang gespielt – das war vor fünf Jahren. Im letzten März habe ich wieder angefangen.

azubi-sh.de: Fußball ist ja nicht gerade die klassische Mädchen-Domäne. Wie bist du dazu gekommen?
CL: Die meisten Mädchen in meinem Alter gehen zum Reiten oder ins Fitness-Studio. Darauf hatte ich keine Lust. Ich wollte etwas nicht so Alltägliches. Und nach der WM 2006 in Deutschland bin ich auf den Geschmack gekommen. Erst habe ich bei den Jungs mitgespielt, später dann in der Frauenmannschaft.

azubi-sh.de: Wenn du anderen von deinem Hobby erzählst, wie reagieren die dann?
CL:
Eigentlich sind wir ganz „normale klischeemäßige“ Mädels. Wenn andere dann hören, dass ich Fußball spiele, gucken die mich total erstaunt an. Von vielen Jungs gibt es immer noch Sprüche wie „Frauen und Fußball soll man nicht miteinander verbinden“. Aber wir stehen dazu.

azubi-sh.de: Wie viel Zeit investierst du ins Fußballspielen?
CL:
Wir haben zweimal die Woche Training, dazu kommen die Punktspiele am Wochenende. Heim- und Auswärtsspiele. Für uns von der Insel ist ein Auswärtsspiel in St. Peter, Husum oder Bredstedt gleich ein ganzer Tagestrip.

azubi-sh.de: Das Fußballspielen ist ja nicht dein einziges Hobby. Was hat es mit dem Musical auf sich?
CL:
Ich spiele seit rund drei Jahren auf Föhr in einer Laien-Musical-Gruppe. Die Musik kommt zwar vom Band, aber Schauspiel, Tanzen und Bühnenbild machen wir selbst. Wir haben schon Stücke wie Mamma Mia und Tanz der Vampire aufgeführt. 

azubi-sh.de: Wo tretet ihr auf?
CL:
In der Nationalparkhalle. Da passen 500 Zuschauer rein.

azubi-sh.de: 500?! Was ist das für ein Gefühl, vor so vielen Menschen auf der Bühne zu stehen?
CL:
Bei den ersten Auftritten haben die Knie ganz schön gezittert. Aber sobald das Publikum klatscht, ist die Aufregung wie weggeblasen.

azubi-sh.de: Du arbeitest im Tourismus, spielst dreimal die Woche Fußball und hast auch noch Proben für die Musicals. Wie schafft man das alles?
CL:
Für mich ist es ein perfekter Ausgleich. Wenn es besonders stressig in der Touristinformation war, komme ich beim Fußball wieder richtig runter. Manchmal frage ich mich zwar auch, wie ich das alles schaffe – aber es geht. Und es ist toll!

azubi-sh.de: Danke für das Gespräch!

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